Wie können alte städtische Kulturlandschaften bewahrt werden?
Historische Parkanlagen, Gebäudeensembles und Grünstrukturen prägen viele mitteleuropäische Städte
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Wie können alte städtische Kulturlandschaften bewahrt werden?
Historische Parkanlagen, Gebäudeensembles und Grünstrukturen prägen viele mitteleuropäische Städte wesentlich. In der Stadt- und Regionalplanung wird dieses kulturelle Erbe häufig jedoch nicht ausreichend berücksichtigt. Die Gestaltung historischer urbaner Kulturlandschaften muss als Dialog zwischen Vergangenheit und Zukunft verstanden werden und die Lebenswelten der Bewohner berücksichtigen, so das Fazit der internationalen Tagung „Stadt – Kultur – Landschaft“ am 12. und 13. Februar 2009 in Osnabrück.
Bei der gemeinsamen Veranstaltung der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur (DGGL), der Akademie für Raumforschung und Landesplanung (ARL), des Zentrums für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur der Leibniz Universität Hannover (CGL), in Kooperation mit der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung (DASL) und der Gartenamtsleiterkonferenz (GALK), gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), diskutierten rund 130 Experten aus Denkmalpflege, Landschaftsarchitektur, Stadt- und Regionalplanung und von Kommunen in Osnabrück die übergreifende Perspektive von Stadtregionen als Kulturlandschaften. Ausgangspunkt der Tagung war der Befund, dass die Bewahrung gefährdeter Kulturlandschaften und die Entwicklungsprobleme von Städten selten zusammengedacht werden: Städtische Räume werden bislang kaum als Kulturlandschaften wahrgenommen, historische Wurzeln selten in der regionalen Dimension diskutiert. 
In Osnabrück wurde deutlich, dass nur die Betrachtung von Stadtregionen als Kulturlandschaften es ermöglicht, nicht nur einzelne kulturhistorisch bedeutsame Objekte oder Ensembles, sondern darüber hinaus den Raum als Ganzes zu betrachten und zu gestalten. Ein musealer Schutz von Gebäuden, Parkanlagen oder Stadtquartieren reicht in der Regel nicht aus – wichtig ist vielmehr die Weiterentwicklung unter Berücksichtigung der lokalen und regionalen Eigenart. Nur dann kann es gelingen, lebendige Kulturlandschaften zu entwickeln. Dabei müssen die Auswirkungen der wirtschaftlichen Globalisierung, des Klimawandels, der Wirtschaftskrise etc. berücksichtigt werden.
An Hand von Beispielen aus Deutschland und Osteuropa wurden Ansätze zum Schutz und zur Entwicklung urbaner Kulturlandschaften diskutiert. Das Spektrum reichte von der aktuellen Diskussion um die Waldschlößchenbrücke in Dresden bis hin zum Kulturlandschaftsnetzwerk der Regionale 2010 im Raum Köln/Bonn. Osteuropäische Beispiele bezogen sich auf Sibiu (Hermannstadt) in Rumänien und Warschau. Immer wieder wurde dabei auch die Bedeutung integrierter, also über einzelne Fachplanungen hinausgehende, Planungsansätze betont.
Strategische Kommentare aus Sicht unterschiedlicher Disziplinen rundeten die Tagung ab. Dabei betonte Mónica Luengo, Präsidentin des Internationalen Komitees für Kulturlandschaften (ICOMOS-IFLA), die Bedeutung des Einbezugs der Zivilgesellschaft und von sozialen Fragen in die Entwicklung von Kulturlandschaften, denen gerade in der globalisierten Welt eine wichtige identitätsstiftende Rolle zukomme. Prof. Dr. Dietmar Scholich, Generalsekretär der ARL, und Prof. Dr. Christiane Thalgott, Präsidentin der DASL, wiesen darauf hin, dass der Regional- und Stadtplanung ein umfangreiches Instrumentarium zur Verfügung stehe, das allerdings bislang kaum mit Blick auf die Kulturlandschaftsgestaltung angewandt werde oder zu wenig positive Wirkung entfalte, da in der politischen und gesellschaftlichen Gewichtung meist andere Belange vorgingen.
„Kommunale und regionale Identität kann nur gefördert werden, wenn der Blick in die Vergangenheit mit dem Blick in die Zukunft verbunden wird“, so brachte Prof. Dr. Kaspar Klaffke, bis 2008 Präsident der DGGL und Initiator der Veranstaltung, das Tagungsergebnis auf den Punkt. Einigkeit bestand unter den Tagungsteilnehmern, dass die Frage der Gestaltung von Kulturlandschaften in der breiten Öffentlichkeit einen größeren Raum einnehmen sollte.

Die Ergebnisse der Tagung werden in einer Veröffentlichung der DGGL publiziert, die ab Juni 2009 zu beziehen ist bei der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e.V. (DGGL), Wartburgstr. 42, 10823 Berlin, Tel. 030 78713613, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Ansprechpartner:
Karin Glockmann,
Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e.V. (DGGL)