Am Freitag, den 17. September 2010 trafen sich Vertreter der niedersächsischen offenen Pforten in den Räumen der Stiftung Niedersachsen zu einem
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Am Freitag, den 17. September 2010 trafen sich Vertreter der niedersächsischen offenen Pforten in den Räumen der Stiftung Niedersachsen zu einem Gedankenaustausch. Eingeladen hatte die Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur (DGGL) in Kooperation mit dem Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung (ML) der Region Hannover, der Landeshauptstadt Hannover und dem Zentrum für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur der Leibniz Universität Hannover (CGL). Anlass war ein kleines Jubiläum. In diesem Jahr findet „Die Offene Pforte – Gärten in und um Hannover“ zum 20. Mal statt. Im Rahmen dieser Aktion, die sich im Laufe der Jahre zu einem beliebten gartenkulturellen Angebot in der Region entwickelt hat, können private Gärten besichtigt werden. Ihre Zahl ist von anfangs 25 auf jetzt 157 Gärten gewachsen. 
Hannover war die erste Region in Deutschland, die dieses aus England stammende Modell aufgegriffen hat. Aber die Idee hing offenbar in der Luft; denn in Windeseile verbreitete sie sich in ganz Deutschland. Allein in Niedersachsen gibt es inzwischen etwa 35 ähnliche  Initiativen. Sie alle waren aufgefordert worden, zu diesem Treffen nach Hannover zu kommen. Wie Alexander Burgath vom ML erklärte, fügen sie sich in das Bemühen der Landesregierung ein, alle gartenbaulichen und gartenkulturellen Angebote unter der Marke „Gartenhorizonte“ zusammenzubinden und als eine besondere niedersächsische Qualität herauszustellen.  
Wenn man die Initiativen mit den Früchten eines Apfelbaum vergleicht, dann hatten sich immerhin 20 von ihnen gesund und farbenfreudig auf den Weg nach Hannover gemacht, um von ihrer Entstehung und Reifung zu berichten. Einerseits kam dabei viel Gemeinsames heraus. Jeden Apfel kennzeichnet eine typische Grundform. Zu den gemeinsamen Merkmalen gehört zum Beispiel, dass sich ihre Organisatoren, überwiegend Frauen, ehrenamtlich und ohne ein ökonomisches Verwertungsinteresse engagieren. Stets geht es ihnen nicht nur um eine Versammlung interessanter Gärten, sondern auch um die Kommunikation über ein sie selbst begeisterndes Thema. Aber wie sich die Früchte eines großen Apfelbaums im Detail dann doch voneinander unterscheiden, so ist die spezifische Ausprägung dann doch sehr vielfältig und bunt. Allein die Zahl der beteiligten Gärten schwankt bei den einzelnen Initiativen zwischen 5 und 150. Es war für die Teilnehmer sehr anregend, diese verschiedenen Erscheinungsformen kennen zu lernen. Unter der geschickten Moderation von Ralf Steffen vom Institut für Freiraumentwicklung der Leibniz Universität kamen nicht nur die Erfolge, sondern auch die Probleme auf den Tisch. Beispielsweise soll das Angebot an Gärten einerseits vielfältig und interessant sein. Prinzipiell soll deshalb jeder Gartenbesitzer  mitmachen können. Andererseits neigen manche von ihnen zur Selbstüberschätzung und es ist für die Organisatoren nicht leicht, ihnen das klar zu machen.    
Auf eine Karte von Niedersachsen wurden alle Standorte der niedersächsischen offenen Pforten mit Fähnchen markiert. Auf den ersten Blick ergab sich eine erfreulich gleichmäßige Verteilung, die von Göttingen im Süden bis nach Buchholz im Norden und von Braunschweig im Osten bis nach Aurich in Ostfriesland reicht. Bei genauerem Hinsehen wurden aber auch Leerräume sichtbar, rund um den Harz zum Beispiel, im Weserbergland oder im südwestlichen Niedersachsen.
Ein Ziel des Treffens war, über die Einrichtung einer gemeinsamen Internetseite „Offene Pforten in Niedersachsen“ zu sprechen. Mit großer Mehrheit wurde diese von Petra Schoelkopf erläuterte Absicht begrüßt. Sehr schnell soll nun, zunächst in der Obhut der DGGL und mit finanzieller Unterstützung der Stiftung Niedersachsen diese Seite entstehen. Vielleicht können sich Garteninteressierte schon im nächsten Jahr problemlos unter dieser Adresse über das reiche niedersächsische Angebot an offenen Gärten informieren. 
Gesa Klaffke-Lobsien, die in Hannover die offene Pforte betreut, hatte in ihrer Einführung zu dem Treffen weitere Wünsche geäußert. Der Vorschlag, sich in regelmäßigen Abständen, wieder zu treffen, entsprach der Freude über die aktuelle ertragreiche Begegnung. Auch eine stärkere Verbindung der Gartenöffnungen mit anderen kulturellen Angeboten, wie sie beispielsweise im Rahmen des Programms „Gartenregion Hannover“ praktiziert wird, fand ungeteilte Zustimmung. Viele würden sich darüber freuen, wenn das Netz der Initiativen noch dichter wäre. Dagegen löste die Idee, im Zusammenhang mit den Gartenöffnungen, Geld für karitative Zwecke zu sammeln, eher skeptische Reaktionen aus, obwohl sie den Kern des „National Gardens Scheme“ in Großbritannien bildet.
Ergänzend sprach am Abend der österreichische Gartenexperte Christian Hlavac in einem öffentlichen Vortrag im Deutschen Museum für kritische Graphik und Zeichenkunst – Wilhelm Busch über „Die offene Gartentür – Gartenkultur von unten“ und beleuchtete dabei in zwölf Thesen die offenen Pforten in Deutschland aus einem internationalen und theoretischen Blickwinkel. Schon am Morgen hatte Professor Joachim Wolschke-Bulmahn vom CGL ein wissenschaftliches Interesse an dieser besonderen Gartenbewegung formuliert. Herr Hlavac bestätigte, dass über die Motivationen der Gartenbesitzer und vor allem der Besucher wenig bekannt sei. „Das unbekannte Wesen Gartenbesucher“ war eine seiner Thesen.  Manche der anwesenden Teilnehmer an den offenen Pforten mochten dem nicht so recht folgen; denn sie meinen ja ihre Gäste kennen und auch zu wissen, woher und weshalb sie kommen. Sie hätten sich vielleicht noch mehr schöne Bilder von Gärten gewünscht; denn die Suche nach dem idealen Bild vom Garten als persönlichem Paradies leitet wohl alle, die sich an dem Thema begeistern. Aber was die Gartenbesitzer wissen, ist nicht allgemein bekannt und so bleibt eine wissenschaftliche Aufarbeitung dieser Bewegung sehr zu wünschen.

Text und Bild: Kaspar Klaffke