Zwei Jahre ist es her, dass die fürstlichen Parks in Kassel – Wilhelmshöhe, Wilhelmstal und die Karlsaue - Jahrzehnte unter der bewährten Leitung der Hessischen Schlösser- und Gärtenverwaltung in Bad Homburg, durch ministeriellen Erlass, mit den Staatlichen Museen Kassel zusammen geführt wurden.

Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Udo Corts, begründete diesen Schritt als wirkungsvolle Rationalisierungsmaßnahme. Keineswegs solle der Schlosspark Wilhelmshöhe in einen Museumspark umgewandelt werden, was man auch immer darunter verstehen will, obwohl im vorliegenden Masterplan, von Corts als  „theoretisches Gutachten“ heruntergespielt,  genügend  Punkte der Besorgnis aufgeführt wurden, seien es Empfangsgebäude in der Hauptsichtachse am Herkules, ein Tunnel mit Rolltreppe durch den Schlossberg, die den „unzumutbaren Höhenunterschied“   ausgleichen soll,  Bau eines Museumsdepot,  Shuttlebusse, um den Park für das Publikum leichter zu erschließen  und manches mehr. Das böse Wort vom „Herculand“ machte bereits die Runde. „Die Verwaltung aus einer Hand, wie es Corts formulierte, wird Spielräume öffnen, die für alle Aufgabenbereiche genutzt werden können. So ein Spielraum ist jetzt im Bergpark Kassel zu besichtigen. In den Hang, unterhalb des Schlosses, wurden gewaltige Terrassen gebaggert, mit einer Grundfläche von 7000 qm. Der thailändische Künstler Sakarin Kru-on stellt sich vor, dass hier zur Dokumenta der Reis blüht und im Herbst die Ernte beginnen kann Der Reiz seines Werkes liege in der „Gegensätzlichkeit  der Objekte, von Schloss und Reisterrassen“.  Diesen Gegensatz hätte man auch auf einer virtuellen  Großleinwand darstellen können, zumal es mehr als fraglich ist, ob die Reisernte, aus klimatischen Gründen, jemals zur „Documenta-Reistafel“ im Herbst eingefahren werden kann.

Eine Schnapsidee!

Man könnte nun argumentieren, was soll der gartendenkmalpflegerische Aufschrei, die Terrassen werden wieder eingeebnet und es wächst, im buchstäblichen Sinne, Gras über die Sache. Das wird auch, hoffentlich, so geschehen. Doch hier geht es um mehr, um grundsätzliches. Einmal ist es der fehlende Respekt vor dem gewachsenen historischen Denkmal, das willkürlich beschädigt wird, und es lässt befürchten, dass ähnliche Eingriffe zur Gewohnheit werden und sich das historische Gartenerbe zum Tummelplatz für Ausstellungsaktivitäten aller Art mausern wird. Ähnliche Eingriffe erfuhr die Karlsaue. Mit gewaltigen Erdbewegungen und schweren Fahrzeugen wurden „Glashäuser als „Documenta-Kunstwerke“ vor die Orangerie aufgestellt. Selbst der Umstand,, dass die Kasseler Gartendenkmale für das Weltkulturerbe nominiert wurden, hält die Verantwortlichen  nicht davor zurück, diese erheblichen Eingriffe in das Gartenkunstwerk zuzulassen.

Kein Kunsthistoriker würde z. B. auf die vergleichbare Idee kommen, in einem Baudenkmal eine historische Wand oder Decke eben mal abzureißen, um dort, mit einem kurzfristigen  Spektakel, eine temporäres Kunstwerk einzubauen. Gartendenkmale sind nicht allein mit dem musealen Verstand eines „Kunstmannes“, wie Dr. Michael Eisenhauer, zu verwalten Gärtnerisches, gartenhistorisches und gartendenkmalpflegerisches Wissen und Können  muss hinzu kommen, will man Parkanlagen wie Wilhelmshöhe und Karlsaue für kommende Generationen im originalen Zustand erhalten. Zu fragen wäre weiterhin, ob die Eingriffe in die Denkmale vom zuständigen Landesdenkmalamt in Wiesbaden genehmigt wurden. Der angerichtete Schaden ist bereits groß, Fachleute in Europa schauen erstaunt auf Kassel, wie man hier mit einem nominierten Weltkulturerbe umgeht.

Autor: Hildebert de la Chevallerie
Pressebeauftragter der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur (DGGL)