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Pflege historischer Gärten / Theorie und Praxis

Schon lange beschäftigt sich die Gartendenkmalpflege in Deutschland mit der zentralen Frage, wie eine anhaltend fachgerechte und nachhaltige Pflege von historischen Gärten definiert und umgesetzt werden kann. Mit dem in der Edition Leipzig erschienenen Handbuch hat der Herausgeber Michael Rohde, Gartendirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburgs, in Zusammenarbeit mit einem vierköpfigen Autorenteam nun eine wichtige Grundlage geschaffen, nicht nur für ein grundlegendes Verständnis von Gartendenkmalpflege, sondern auch für zukünftige Forschungen zur Pflege und zum Erhalt historischer Gärten. Der Inhalt dieses 560 Seiten starken Buches ist das Resultat zweier Forschungsprojekte, die am Institut für Landschaftsarchitektur der Leibniz Universität Hannover durchgeführt wurden und sich zum einem mit der „Wegebaukunst in historischen Gärten“ und zum anderem zu Pflegekriterien bei Gehölzen, Blumen und Wasseranlagen“ auseinandersetzten.

Im ersten Teil wird die Theorie der Technik, Gestaltung und Pflege für Gehölze, Blumen, Wege und Wasseranlagen detailliert als Querschnitt durch alle Stilepochen dokumentiert. Der Landschaftsarchitekt Andreas v. Hören beschreibt beispielsweise barocke Gehölztechniken in Form von Alleen, Hecken, Laubengängen, Boskets, Irrgärten oder Formbäumen, und die Gartendenkmalpflegerin Barbara Vogt untersucht im Kapitel Blumen als Beispiel für die Renaissancezeit die Ornamenttypen von Blumenbeeten und listet die damals verwendeten Zierblumen mit Herkunftsnachweis auf. Mit Michael Rohde, auch Professor für Gartendenkmalpflege an der TU Berlin und Henrike Schwarz, Referentin für Gartendenkmalpflege in Sachsen folgen wir den schrittweisen Verbesserungen von Wegebautechniken und unterschiedlichen Wegeführungen, wobei besonders auf die Epoche des Landschaftsgartens eingegangen wird. Das Kapitel von Andreas von Hoeren dokumentiert den Wandel in der Verwendung von Wasseranlagen von der Renaissance bis zur Reformzeit des 20. Jahrhundert und mit diesen Epochen auch die Entwicklung des Berufsstandes vom Gartenkünstler zum Gartenarchitekten.

Die Praxis heutiger Pflegemaßnahmen und Unterhaltung wird im zweiten Teil am Beispiel von 30 berühmten Parkanlagen Deutschlands demonstriert, wobei auf den reichhaltigen Erfahrungsschatz vieler Schloss- und Parkverwaltungen zurückgegriffen werden konnte. Ob nun der Park Sanssouci in Potsdam, der bayrische Schlosspark Nymphenburg, der Schweriner Burggarten oder der Schlosspark Bevedere Weimar in Thüringen, alle Parkanlagen werden vorab in einem kurzen Steckbrief vorgestellt und nach den Kriterien für Gehölze, Blumen, Wege und Wasseranlagen von den oben genannten Autoren eine genaue Anleitung zur Pflege gegeben. Zahlreiche farbige Abbildungen von historischen Plänen, Stichen, Konstruktionszeichnungen und aktuellen Bestandsaufnahmen akzentuieren den theoretischen und den praktischen Teil.

Der Band schließt mit Ergebnissen und Empfehlungen zur fachgerechten Pflege historischer Gärten ab, die auf Denkmalschutzgesetzen und auf nationalen und internationalen Konventionen, wie der „Charta von Florenz“ basieren und einen Common Sense beanspruchen.

Für jede(n) angehende(n) Gärtner/in oder Gartendenkmalpfleger(in) setzt dieses Buch Standards und sollte als Nachschlagewerk in allen Fachbibliotheken zur Verfügung stehen.

 

Pflege historischer Gärten / Theorie und Praxis
Herausgeber: Michael Rohde
Maße: 17,2 x 24,5 cm, gebunden, Preis: 29,90 €
560 Seiten, 600 farbige Abbildungen, mit Schwarz-Weiß-Abbildungen
ISBN: 978-3-361-000643-0
Seemann Henschel-Verlag, Edition Leipzig, 2008

 

Bettina de la Chevallerie, August 2009