Liebe DGGL-Mitglieder,

die Medien überhäufen uns mit schlechten Nachrichten: Selbstmordattentate im Irak und in Palästina, bittere Armut rund um den Globus, verheerende Erdbeben im Iran, ein wie ein Platzhirsch auftretender Präsident der USA, hilflose Sozialpolitik in Deutschland. Soll man sich angesichts dieser harschen Wirklichkeit überhaupt noch mit Gartenkunst und Landschaftskultur beschäftigen?

Ich bin der Meinung, man soll, denn erstens braucht der Mensch Hoffnung, sonst wäre es gar nicht auszuhalten. Und zweitens bedarf diese Hoffnung einer aktiven Förderung und Stützung. Bei der DGGL ist sie auf eine bessere Gartenwelt gerichtet. Sie wird regional in den Landesverbänden und fachlich in den Arbeitskreisen engagiert genährt.

In meiner Funktion als Präsident sehe ich vor allem drei aktuelle Herausforderungen:

1. Ein „Förderverein Baukultur“ macht von sich reden. Sein Ziel ist, nicht nur in der Fachöffentlichkeit, sondern auch in der Bevölkerung mehr Interesse an der gebauten Umwelt zu wecken. Er hat im letzten Jahr einen viel beachteten Konvent veranstaltet und möchte eine Stiftung Baukultur gründen. Am Anfang hatte ich den Eindruck, dass ein großer Luftballon gestartet wurde, der entweder schnell zerplatzen oder nach einiger Zeit schlaff in einer Baumkrone hängen würde. Inzwischen hat sich die Initiative aber erfreulich verbreitert. Sie wird auch auf regionaler Ebene diskutiert und kann dadurch vielleicht doch eine positive Wirkung entfalten. Da „Baukultur“ ausdrücklich auch die Freiraum- und Landschaftsentwicklung einbeziehen soll, möchte ich Sie auf diese neue Bewegung hinweisen. Sie bietet sich an, in die Aktivitäten der Landesverbände aufgenommen zu werden (Kontaktadresse: Förderverein Baukultur, Deutsches Architekturzentrum, Köpenicker Str. 48/49, 10179 Berlin, Tel. 030/27 87 57 97).

2. Wie eine ansteckende Krankheit taucht an den deutschen Fachhochschulen und Universitäten die Forderung auf, Lehr- und Forschungseinrichtungen der Landschaftsarchitektur und Landschaftsplanung drastisch zu stutzen oder ganz einzustellen. Die DGGL hat einen erheblichen Anteil daran, dass an deutschen Hochschulen und Universitäten überhaupt Landschaftsarchitekten ausgebildet werden. Nur dadurch stehen für die schönen Aufgaben der Gartenkunst und der Landschaftskultur gut ausgebildete Fachleute zur Verfügung. Ich bitte Sie deshalb, sich sofort einzumischen, wenn Sie von solchen Streichabsichten erfahren. Ich bin gern bereit, mich auch persönlich einzubringen. Gegen die geplanten Einschnitte an der Universität Hannover und an der Technischen Universität München-Weihenstephan habe ich schriftlich protestiert, aber ich weiß, dass es auch in Berlin, Essen und Höxter rumort.

3. Durch Veränderungen in der Steuergesetzgebung befinden sich die meisten Gemeinden zurzeit in einer äußerst kritischen finanziellen Lage. Die Gefahr ist groß, dass sie sich von so genannten disponiblen Kosten zu befreien versuchen, zu denen die öffentlichen Gärten, Parks und Grünflächen fast immer gezählt werden. Diese Entwicklung kann nur gestoppt oder wenigstens abgebremst werden, wenn in den Städten und Gemeinden ein lebendiges gartenkulturelles Bewusstsein vorhanden ist und gepflegt wird. Wer, wenn nicht die DGGL, ist geeignet, sich um diese Gartenkultur zu kümmern und dafür zu werben, dass eine in Jahrhunderten gewachsene Qualität der europäischen Stadt nicht verloren geht?

Auf unserem diesjährigen Bundeskongress vom 17. bis 19. Juni 2004 in Dresden wollen wir uns gemeinsam mit befreundeten Verbänden (GALK, FLL, BGL und BDLA) mit diesen Herausforderungen beschäftigen. Die Kongressüberschrift lautet „Gartenkultur als Stadtkultur - Zukünftige Bedeutung der Freiräume in der Stadtentwicklung“. Dabei werden in Verbindung mit der Technischen Universität Dresden auch Fragen der Lehre und der Forschung zur Sprache kommen und interessante Exkursionen zum Thema angeboten werden. Wenn Sie sich den Termin jetzt gleich notieren, sollten Sie sich auch noch den 19. Juni blockieren, denn dann findet eine Konferenz der DGGLLandesverbände statt, zu der alle Mitglieder der DGGL herzlich eingeladen sind.

Schon jetzt danke ich den Mitgliedern des Landesverbandes Sachsen für die aktive Mitwirkung bei den Vorbereitungen.

Der DGGL-Kulturpreis wird in diesem Jahr am 1.Oktober in Schloss Dyck an Marie-Christine Gräfin Wolff-Metternich und Herrn Dr. Michael Vesper, Minister für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen für ihre besonderen Verdienste um die Förderung der Gartenkultur in Nordrhein-Westfalen verliehen. Sie werden, wenn Sie teilnehmen, einen besonders festlichen Rahmen erleben. Die beteiligten Landesverbände und der Arbeitskreis „Historische Gärten“ werden sich die größte Mühe geben, Sie zu erfreuen und zu begeistern. Am Vormittag des 1. Oktober wird die zweite Konferenz der Landesverbände in diesem Jahr stattfinden, und am 2. Oktober ist eine Exkursion zu schönen Gärten und Parks der Umgebung geplant.

Dem Arbeitskreis „Historische Gärten“ ist übrigens die Herausgabe eines sehr gelungenen Buches über „Geschichte und Verwendung alter Obstsorten“ von Clemens Alexander Wimmer zu verdanken, das im letzten Herbst erschienen ist. Sie können das Buch zum Preis von 18 € (zzgl. Versandkosten, Ladenpreis 24,50 €) bei der Bundesgeschäftsstelle anfordern.

Noch eine weitere Veröffentlichung möchte ich Ihnen empfehlen: Das vom DGGL-Landesverband Berlin-Brandenburg (Autor Oliver Hoch) herausgegebene Buch "Brandenburg Grün" mit einer Zusammenstellung von 160 historischen Gärten und Parks der Mark Brandenburg. Auch dieses Buch ist zum DGGL-Mitgliederpreis von 11,80 € zzgl. Versandpauschale in der Bundesgeschäftsstelle zu bestellen (Ladenpreis 16.80 €).

Erinnern Sie sich daran, dass ich Sie in einem meiner letzten Rundschreiben gebeten habe, sich persönlich um Mitgliederwebung für die DGGL zu bemühen? Die Bitte ist bei mir unvergessen und ich möchte diesen Brief nicht beenden, sie zu erneuern; unser Anliegen und unsere Aktivitäten können noch mehr Aufmerksamkeit gebrauchen.

Mit herzlichen Gartengrüßen

Kaspar Klaffke im Februar 2004