Liebe DGGL-Mitglieder,

dies ist der letzte Brief, den ich als Präsident der DGGL an Sie schreibe. Nach unserer Satzung dauert eine Präsidentschaft maximal sechs Jahre. Auf der Konferenz der Landesverbände (LVK) im Juni 2002 in Bremen bin ich zum Präsidenten gewählt worden. Dementsprechend muss bei der kommenden LVK im Juni 2008 in Frankfurt/Main ein neuer Präsident gewählt werden. Ich empfinde das als eine sehr gute und weise Festlegung; denn die Welt lebt vom Wandel. Bei langen Präsidentschaften besteht immer die Gefahr, dass ein Verein nur noch über eine bestimmte Persönlichkeit und nicht mehr über seine inhaltlichen Anliegen wahrgenommen wird. 

Anlässlich des bevorstehenden Wechsels möchte ich aus gewachsener Überzeugung die DGGL loben. Sie ist viel besser, als sie selbst denkt (was sie ziert). Sie ist auch besser, als manche wahr haben wollen (was sie auszeichnet). In der Außenwahrnehmung scheint die DGGL gelegentlich etwas unordentlich und unklar. Diese beiden Eigenschaften, die üblicher Weise nicht gerade positiv bewertet werden, beschreiben aber eine besondere Stärke der DGGL, die man als selbstverständlich hinnimmt, ohne sie zu erkennen. Sie überzeugt durch die Pluralität ihrer Strukturen und Meinungen. Sie agiert auf vielen Ebenen und spannt viele Fäden, die jedem ausgebufften Netzwerker zur Ehre gereichen würden. Da sie kein Berufsverband mit lobbyistischen Zielen ist, eignet sie sich hervorragend als Forum für die Kommunikation über aktuelle Themen der Garten- und Landschaftskultur. Sie ist dadurch auch viel besser als andere geeignet, Kontakte mit anderen Partnern zu suchen und zu pflegen. Das läuft vor allem über die Landesverbände. Dort spielt die regionale Musik. Dort entstehen immer wieder neue, die DGGL insgesamt belebende Impulse. Aber auch auf der Bundesebene (mit dem Präsidium, der Bundesgeschäftsstelle, den Arbeitskreisen und dem Beirat) zeigt sich diese Stärke. Ich möchte das an vier Beispielen belegen: 

Die Position des Arbeitskreises Historische Gärten der DGGL ist national konkurrenzlos. Der Arbeitskreis erfreut sich als ein Gremium des Gedankenaustausches über Fragen der Erhaltung des historischen Gartenerbes auch international großer Anerkennung und er sorgt dafür, dass innerhalb und außerhalb der DGGL das Neue nie ohne das Alte betrachtet wird. In ihm arbeiten vor allem Praktiker der staatlichen Gartenverwaltungen und Landesdenkmalämter mit den entsprechenden Theoretikern der Fachhochschulen und Universitäten eng zusammen. Außerdem pflegt der Arbeitskreis viele Kontakte zu anderen Fachinstitutionen. (Die langjährigen Vorsitzenden, Dr. Klaus von Krosigk und sein Stellvertreter Günther Thimm werden übrigens auch bei der nächsten Mitgliederversammlung des Arbeitskreises im April ihre Positionen in andere Hände übergeben.)

Der Arbeitskreis Junge Landschaftsarchitekten (mit Wolfgang Aldag als Vorsitzendem und Winfried Wendling als Geschäftsführer) setzt sich mit großem Engagement für die Förderung des Berufsnachwuchses - am Ende des Studiums und am Beginn der Berufstätigkeit - ein. Die Wettbewerbe für junge Landschaftsarchitekten beschäftigen sich immer mit konkreten Aufgaben und so ergeben sich beinahe automatisch zwischen der DGGL und den Auslobern weitere Verbindungen. (Durch die neue Herbert-Heise-Stiftung für Gartenkunst und Landschaftskultur sind die Möglichkeiten zur finanziellen Ausstattung der beliebten Ulrich-Wolf-Wettbewerbe jetzt deutlich verbessert worden.)

Der seit dem Jahre 2001 vergebene DGGL-Kulturpreis hat sich als bestens geeignet erwiesen, die Garten- und Landschaftskultur über nachahmenswerte Beispiele auch außerhalb der Profession bekannt zu machen. Gerade der Kulturpreis mit seinen unterschiedlichen Ausgangsvoraussetzungen erleichtert die Öffnung der DGGL in andere Bereiche des kulturellen Lebens hinein. Die verschiedenen, im Zusammenhang mit den Preisverleihungen durchgeführten Tagungen haben zu neuen Partnerschaften geführt. 

Das DGGL-Jahrbuch wird im Juni 2008 zum dritten Mal erscheinen. Es wird sich mit dem Thema „Garten und Gesundheit“ beschäftigen. Das Jahrbuch hat sich als eine sehr gute Plattform für den Diskurs über gartenrelevante Themen erwiesen. Nicht die Darstellung von „Best Practice-Beispielen“ steht im Vordergrund, sondern das Angebot unterschiedlicher Sichtweisen und die Erweiterung des Themenhorizonts, um eine inspirierende Offenheit zu erzeugen. Ich hoffe, dass sich das Jahrbuch in den kommenden Jahren seinen festen Platz im Leben der DGGL erobern wird. 

Insgesamt setzt die DGGL weit überwiegend auf ehrenamtliches Engagement. Auch diese Orientierung hat Nachteile. Im Verbund professionell gesteuerter Lobbies hat es die DGGL schwer. 

Aber wenn es darauf ankommt, kann die DGGL große uneigennützige Kräfte sehr selbstverständlich mobilisieren. Darin liegen die Vorteile ihrer ehrenamtlichen Verankerung. Ich habe das in meinen sechs Präsidentenjahren immer wieder mit Freude erlebt und danke allen sehr herzlich, die dazu bereit waren. 

So ist mir um die Zukunft der DGGL nicht bange. Ich habe auch keine Sorge, dass uns der Ansporn verloren gehen könnte; denn um die Gartenkunst und die Landschaftskultur ist es in unserem Lande keineswegs zum Besten bestellt. Zwar wollen im Prinzip alle im Kontakt mit Natur und Landschaft leben, wünschen sich schöne und gepflegte Gärten und Parks, wollen im Grünen weilen, spielen, laufen und wandern, aber wenn es konkret um die Bewahrung des Erbes, um gute Landschaftsarchitektur, um qualitätvolle Pflege geht, fehlt ein mutiges Bekenntnis.

Bleiben Sie der DGGL verbunden! Ich grüße Sie herzlich.

Prof. Dr. Kaspar Klaffke im März 2008