Ein Ausflug des AK Landschaftskultur im Herbst 2017

Zum Abschluss unseres Herbsttreffens fuhren wir am Sonntag Richtung Cottbus nach Branitz, südöstlich der Stadt. Dort erwartete uns Herr Wecke, Leiter des Fürst-Pückler-Parks, um uns durch den Park zu begleiten.

Fürst Pückler hatte hier im Alter von 60 Jahren noch einmal neu begonnen, einen weiteren Park zu planen und zu bauen, nachdem er 1845 aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten Schloss und Park in Bad Muskau verkaufen musste. Er zog eher unwillig hierhin, vermutlich war es eher seine Frau Lucie, die ihn überredete und die auch aktiv an der Parkgestaltung beteiligt war. Fürst Pückler fand Branitz langweilig, ein Graben umgab das Schloss, westlich erstreckten sich Felder und ein paar Kiefern, ein sandiges, zur Spree hin sumpfiges Gelände. Es gab nicht einmal mehr ein paar schöne alte Laubbäume – die hatte er Jahre zuvor in seinen Park nach Muskau verpflanzen lassen –, kein Wasser, keine Hügel. Dennoch hat er hier einen bemerkenswerten Park geschaffen, 100 Hektar groß, umgeben von einer „gestalteten Feldflur“ – einer Ornamental Farm –, dem etwa 500 Hektar großen Außenpark, der den inneren Park umgibt. Der innere Park ist ein klassischer Landschaftspark nach englischem Vorbild. Fürst Pückler ließ den Schloss-See und den schwarzen See graben und mit dem Aushub ein hügeliges Gelände schaffen. In den nächsten Jahren wurden 850 000 Bäume und Sträucher gepflanzt.

Unser Ziel war jedoch der Außenpark, die von Pückler gestaltete Kulturlandschaft. Per Kremser, gezogen von zwei wunderschönen schwarzen Pferden, fuhren wir vom ehemaligen Gutshof, in dem heute das Besucherzentrum untergebracht ist, an der Gärtnerei entlang. Auf diesem Gelände hatte Fürst Pückler schon 1846 eine erste Baumschule anlegen lassen. In der Gärtnerei ist eine Rekonstruktion des Baumverpflanzwagens zu sehen, mit dem Pückler die großen alten Bäume transportierte. Wir wunderten uns über die tiefen Gräben rechts und links der Wege. In den 80er Jahren sollte der Braunkohletagebau Süd fast bis an die Grenze des Parks herangeführt werden. Man machte sich allerdings Gedanken, wie man den Park so sichert, dass sein Grundwasser nicht ins Bodenlose fällt und alle Bäume sterben. Dafür wurde ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem angelegt. Glücklicherweise wurde der Braunkohletagebau hier eingestellt, so dass es nicht mehr zu einer Gefährdung der alten Bäume kam.

Nachdem wir die mitten durch den Außenpark verlaufende Landesstraße gequert hatten, verlief der Weg entlang der Branitzer Siedlung, einer Einfamilienhaussiedlung. Auch diese Flächen gehörten einmal zum Park.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Familie von Pückler enteignet. Durch die Bodenreform wurden anschließend Teile der Ländereien vor allem im Außenpark sowie die Gutsökonomie und die Schlossgärtnerei in Privateigentum bzw. in volkseigene Güter überführt. Auch ein Tierpark und der zur Bundesgartenschau 1995 geschaffene Spreeauenpark wurden auf dem Gelände des Außenparks angelegt. Heute gehört der Park der 1995 von der Stadt Cottbus gegründeten Stiftung „Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz“.

Auf der gegenüberliegenden Seite droht neue Gefahr, dort befindet sich eine große nicht mehr genutzte Gewächshausanlage, etwa 12,5 Hektar groß. Zu DDR-Zeiten wirtschaftete hier eine Gärtnerische Produktionsgenossenschaft. Nach der Wende kaufte ein holländischer Investor das Gelände. Er wollte ursprünglich den Gartenbau wieder betreiben, scheiterte aber, so dass das Gelände seit Jahren ungenutzt ist und verfällt.

Die Cottbuser CDU-Fraktion versuchte 2015, hier Baurecht zu schaffen, konnte sich aber nicht durchsetzen. Im Sommer 2017 wurde das Gelände erneut verkauft, sicherlich mit dem Ziel, hier Wohnungsbau zu verwirklichen, obwohl diese Flächen Bestandteil des denkmalgeschützten Parks sind. Mit viel Einsatz der Freunde des Parks und sicherlich auch von Herrn Wecke und der Stiftung konnte im Herbst ein Stadtratsbeschluss erwirkt werden, der eine Bebauung ablehnt. Es soll ein Bebauungsplan aufgestellt werden, der diese Flächen zukünftig als Parkfläche ausweist. Eine Bebauung würde auch dem Bestreben der Stiftung entgegenstehen, den Park als Weltkulturerbe anzumelden, wie es der Park in Bad Muskau schon ist.

Weiter ging unsere Kutschfahrt auf dem im Juni 2015 wieder hergestellten nördlichen Umfahrweg. Mit der Eröffnung des Zweiten Bauabschnittes ist die Pücklersche Umfahrung jetzt wieder möglich. Im Zentrum des Außenparks befinden sich heute große Ackerflächen, die von einer Agrargenossenschaft bewirtschaftet werden. Glücklicherweise war der Mais bereits abgeerntet – da gab es wohl ein Insistieren von Herrn Wecke – so dass wir die Weitblicke und Sichtachsen, die Pückler geplant hatte, auch erahnen konnten. Pücklers Idee war, dass das Schöne, sprich der Innenpark, die Kunstlandschaft, sich mit dem Außenpark, dem Nützlichen, dort, wo für die Menschen produziert wurde – im Außenpark wurde Ackerbau, Schafzucht und Waldbau betrieben – durch große Sichtschneisen, die durch die Landschaft hindurchgehen, verbinden sollte.

Die Sichtachsen bündeln sich im Zentrum des Parks, im Schloss. Das Schloss ist der Kernpunkt der Anlage, darauf sind alle Sichten und Fluchten des Parks bezogen. Das Ganze ist eine grandiose Landschaftsdramaturgie. Selbst die Industriekulisse von Cottbus mit seinen damaligen vielen Schornsteinen hat Pückler bewusst einbezogen.

Zu Pücklers Zeiten bestanden die landwirtschaftlichen Flächen aus einem kleinteiligen Mosaik, wie es auf der historischen Karte zu sehen ist. Wünschenswert wäre, wenn man sich dem wieder annähern könnte.

Schon 1864 drohte der Außenpark zerschnitten zu werden, die Eisenbahnlinie Berlin-Görlitz sollte mitten durch den Park gelegt werden. Dies konnte Pückler durch eine Eingabe beim König verhindern.

Unsere Fahrt ging nun doch über einen kleinen Umweg, da eine Sperre sich einfach nicht öffnen lassen wollte, vorbei an dem erst kürzlich sanierten Zollhaus an der Landesstraße. Fürst Pückler ließ es als Landmarke errichten, denn auch schon damals war hier ein Weg vorhanden. Am Wappenhaus ging es wieder in den Wald und dann auf der Englischen Allee zurück zum Besucherzentrum. Dies war auch die von Pückler geplante Zufahrt zum Schloss. Die Besucher sollten den Eindruck erhalten, einen weitläufigen Park zu durchfahren, weite Blickachsen ließen das Ende des Parks nicht erkennen.

Dann ging es zurück zum Besucherzentrum. Von dort konnte, wer noch Zeit und Energie hatte, im Inneren Park auf Entdeckungsreise gehen. Die wunderbare Herbstfärbung lockte allemal, wenigstens noch einen Blick auf die berühmten Pyramiden zu werfen.

Quelle:
Branitz Park und Schloss: Arielle Kohlschmidt, René Beder; CGA Verlag Cottbus 2006 | www.pueckler-museum.de

Der Artikel erschien im DGGL Jahresheft 2020, Landesverband Hamburg / Schleswig - Holstein. Das vollständige Jahresheft können Sie hier herunterladen (PDF)

Autorin:
Dörte Schachtschneider-Baum
Dipl.-Ing. Landespflege, Jahrgang 1955, verstorben 2019, Staudengärtnerausbildung, Studium an der TFH Berlin und FH Osnabrück.

Seit 1987 bei der Stadt Hamburg, Behörde für Umwelt und Energie beschäftigt, Naturschutz und Grün- und Landschaftsplanung in der Bauleitplanung.

Von April 2016 bis April 2017 Stellvertretende Vorsitzende DGGL Landesverband Hamburg/Schleswig-Holstein e.V., Mitglied des AK Landschaftskultur der DGGL