AK Landschaftskultur
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Die DGGL beschäftigt sich nicht nur mit historischer Gartenkunst oder neuen Trends in der Landschaftsarchitektur, sondern schon immer war auch die Landschaft ein Themenfeld mit dem man sich auseinandersetzte.

Daher ist es nur folgerichtig, dass es neben den verschiedenen anderen Arbeitskreisen auch seit 1995 einen Arbeitskreis Landschaftskultur gibt, dieser soll den Wert der Landschaft als kulturelles Erbe soll in den Fokus gerückt werden. Die Landschaft verrät uns viel über die Kultur in den jeweiligen Regionen, sie ist genauso ein kultureller Wert wie so manche Fundstücke, die wir in den Museen bewundern können.

Dabei sind nicht nur historische Kulturlandschaften ein Thema, sondern jede durch ständigen Wandel geprägte Landschaft. Welche Auswirkung zum Beispiel die zunehmende Nutzung von erneuerbarer Energie hat, kann durch den Bau von Windrädern jedem deutlich werden. Wichtig ist uns der Informationsaustausch zu aktuellen fachlichen und politischen Entwicklungen zum Thema Kulturlandschaft untereinander.

 Die Sitzungen des Arbeitskreises finden immer in anderen Teilen Deutschlands statt. Eine Langzeitreise durch deutsche Kulturlandschaften, um die besondere Eigenart der jeweiligen Kulturlandschaft kennenzulernen und auch die Probleme und Konflikte zu diskutieren. So führte die Reise u.a. schon in den Rheingau, die Rhön, das Münsterland, den Spessart, an den Rhein und in die Braunkohlenreviere in Nordrhein-Westfalen sowie in die Hamburger Vier- und Marschlande. 

Jahresthema der DGGL war 2016 „Landschaftskultur“. Neben dem DGGL-Themenbuch Nr. 11 „Landschaftskultur - Zwischen Bewahrung und Entwicklung“ war Schwerpunkt und krönender Abschluss die Tagung in Veitshöchheim am Main, die am 30.9. und 1.10.2016 in der  bayrischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) stattfand. Als Kooperationspartner konnten wir neben der LWG  den Bund für Heimat und Umwelt (BHU), civilscape Deutschland, den Verband Deutscher Naturparke (VDN) und den Verband für Landschaftspflege (DVL) gewinnen. Gefördert wurde die Tagung von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).

Die Tagung war in drei Themenkomplexe aufgeteilt:

  • Landschaft als Veränderungsprozess
  • Landschaft als gesellschaftliche Gestaltungsaufgabe
  • Landschaft als Bildungsauftrag

Neben einem Vortrag, wie und wo typische Landschaftsstrukturen sich entwickelten und wie man diese auch erkennen - die Landschaft „lesen“ kann, gab es Vorträge zur Bedeutung von Landschaft für die Biopersität und Klimaanpassung und wie Landschaft absichtsvoll gestaltet werden kann. Deutlich wurde in den Vorträgen, dass Landschaften so vielfältig sind, dass sie mit verschiedenen Disziplinen erfasst werden müssten.

Landschaften werden derzeit nach klassischen Naturschutzkriterien bewertet, es ist aber ein ganzheitlicher Blick erforderlich, um auch Erholung, Tourismus, wirtschaftliche Wertschöpfungen aus Gartenbau und Landwirtschaft, die historische Entwicklung und die örtliche Bevölkerung mit einzubeziehen. Neben der Naturschutzoffensive 2020 sollte es auch eine Landschaftsoffensive 2020 geben. Einen Landschaftswissenschaftler als Beruf gibt es bisher noch nicht.

Die Gestaltung der Landschaft ist eine gesellschaftliche Aufgabe, die kaum wahrgenommen wird, es fehlt eine Landschaftspolitik. Landschaften sind ständig im Wandel, Veränderung wird nicht von allen negativ bewertet. Es sollte aber ein nachhaltiges Landschaftsmanagement erfolgen. Verantwortliche Landschaftskultur ist die Voraussetzung, Stoffverluste in der Fläche zurückzuhalten. 

Im zweiten Themenkomplex wurde über das Projekt „stadt PARTHE land“ berichtet, ein Forschungsvorhaben der Technischen Universität Dresden, das auf Kulturlandschaftsmanagement zielt. These: die Wertschätzung einer Landschaft trägt dazu bei, neue Wertschöpfungsmöglichkeiten zwischen Stadt und Land zu entwickeln.

Aus einem Projekt aus dem Steigerwald erfuhren wir, wie Landschaften Geschichten erzählen können, in Landschaftswerkstätten wurden die prägenden Merkmale der Landschaft herausgearbeitet. Diese, die Eigenart prägenden Merkmale, gilt es zu bewahren und weiter zu entwickeln, denn sie machen auch die enge Bindung der örtlichen Bevölkerung an ihre Landschaft aus. 

In einem Vortrag über Beispiele aus dem europäischen Ausland war zu hören, dass es dort intensivere Auseinandersetzungen mit dem Thema Landschaft gibt.

Im dritten Themenkomplex wurde über das Projekt  Regiobranding in der Metropolregion Hamburg, ein Forschungsprojekt der Leibniz Universität Hannover und weiteren Partnern aus Forschung und Praxis berichtet. Abschließend  wurden Modellprojekte der Naturparke und die Landschaftspflegeverbände vorgestellt. Landschaftspflegeverbände können das „Rund um sorglos Paket“ anbieten, wie der Referent sich ausdrückte. Sie betreuen Kulturlandschaften, führen Pflegemaßnahmen durch, sind Ansprechpartner.

Am nächsten Tag wurde  auf einer Busexkursion die heutige noch in großen Teilen erhaltene historische Kulturlandschaft im Naturpark Spessart erläutert und ein interessantes  Naturschutzprojekt mit Wasserbüffeln besichtigt.

Die zweite Busexkursion ging in die Weinberge und ins Kitzinger Gartenland.

Erster Stopp war der bemerkenswerte Quittenlehrpfad in Astheim, der die historische Rangeneinteilung, schmale, steil zum Main hin abfallende Obstanbauflächen, wieder erlebbar macht.Wer hätte gedacht, dass es über 300 verschiedene Quittensorten allein in Franken gibt?  

Interessant auch ein historischer Weinberg, der von der LWG mit alten Rebsorten bewirtschaftet wird und das Trüffel-Forschungsprojekt, um eines Tages eventuell Trüffel als neues regionales Produkt vermarkten zu können.

Mitglieder des Arbeitskreises sind Vertreter aus Wissenschaft und Praxis, mitmachen kann jeder, der an diesem Thema interessiert ist. Wünschenswert wäre, dass alle Landesverbände vertreten sind, was leider noch längst nicht der Fall ist, daher der Appell an alle Interessierten: Machen Sie doch mit!

Dörte Schachtschneider-Baum