Am 9. März 2015 vollendete die am 24. Januar 1927 geborene Rose-Marie Wörner mit 88 Jahren ihr Leben. Sie gehörte gemeinsam mit ihrem Mann Gustav Wörner
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Am 9. März 2015 vollendete die am 24. Januar 1927 geborene Rose-Marie Wörner mit 88 Jahren ihr Leben. Sie gehörte gemeinsam mit ihrem Mann Gustav Wörner (gestorben 1997) zu einem kleinen Kreis von Garten- und Landschaftsarchitekten, die sich in ihrem beruflichen Leben intensiv um die Erforschung, Erhaltung und Pflege des gartenkulturellen Erbes der Bundesrepublik Deutschland verdient gemacht haben. Sie waren es vor allem, die in ihrem 1962 in Wuppertal gegründeten Planungsbüro das Thema Gartendenkmalpflege in Deutschland entwickelt und gefördert haben. Ihrem hohen persönlichen Einsatz ist letztendlich die Erhaltung und Pflege zahlreicher historischer Gärten in der Bundesrepublik, einschließlich Berlin, zu verdanken.

In Magdeburg geboren, kam sie 1945-1947 über eine Gärtnerlehre erstmalig mit dem Gärtnerberuf in Berührung, an die sich von 1947-1952 das Studium an der Technischen Hochschule Hannover anschloss. Unmittelbar nach dem Studium, das heißt in den Jahren 1952-1954, wurde sie Assistentin bei Prof. Wiepking an der TH in Hannover. Es folgte in den Jahren 1954-1958 eine Tätigkeit im Planungsbüro Goebel in Dortmund, an die sich eine neuerliche vierjährige Assistentenzeit, wiederum bei Prof. Wiepking in Hannover, anschloß. 1962 kam es dann zur Gründung des eigenen Planungsbüros mit ihrem Ehemann Gustav Wörner.
Schon seit den 60er Jahren, d.h. kurz nach der Gründung des gemeinsamen Planungsbüros erfolgten erste Aufträge zu damals noch völlig unbekannten gartenhistorischen Themen, die aufgrund der persönlichen Neigungen des Ehepaares Wörner zur Kunstgeschichte, Malerei, Bildhauerei und zur Gartengeschichte ein lebensbegleitendes Thema werden sollten.

Eine der ersten Aufgabenstellungen war ein Wiederherstellungskonzept für die Anlagen der Burg Brüggen/Niederrhein, im Auftrag des Landeskonservators Rheinland im Jahr 1967. Es folgten Sanierungskonzepte für diverse westfälische Wasserburganlagen (Vischering, 1974; Lüdinghausen, 1978 und 1983, Haus Hülshoff 1979)

National bekannt wurde das Ehepaar Wörner durch das große, gemeinsam mit Herrn Prof. Hennebo und Dr. Hoffmann erarbeitete Gutachten zur Wiederherstellung des Schloßparks Nordkirchen (ab 1975), aber auch durch das ebenfalls vom Landeskonservator Rheinland im Jahr 1979 beauftragte Parkpflegewerk zur Wiederherstellung der Gärten im Bereich des „Neuen Tiergartens“ (1979) und des „Amphitheaters“ (1983) in Kleve sowie Planungen zur Wiederherstellung des historischen Sternberges und des barocken Schneisen- und Alleesystems im „Tiergartenwald“ (1985).

Begleitet durch eine Vielzahl von Vorträgen und Veröffentlichungen war es auch das Ehepaar Wörner, das mit hohem persönlichem Einsatz das Thema Gartendenkmalpflege in der damaligen Bundesrepublik mit entwickelt und entscheidend gefördert hat.

Die unbestrittene fachliche Kompetenz und die bei den Wörners ausgebildete Bereitschaft, gemeinsam mit dem Auftraggeber sich für fachliche Ziele uneingeschränkt und vorbehaltlos einzusetzen, veranlasste dann auch die Berliner Gartendenkmalpflege, das Büro Wörner 1984 mit dem Parkpflegewerk Großer Tiergarten zu beauftragen. Die in diese Arbeit gesetzten Hoffnungen wurden mehr als erfüllt, zumal alle nach der Wende in rascher Folge anstehenden Planungsentscheidungen im und im Umfeld des Großen Tiergartens ohne die Grundlage dieses Pflegewerkes gar nicht leistbar gewesen wären.

Das außerordentliche fachliche Vertrauen führte zu weiteren von der Gartendenkmalpflege beauftragten Fachgutachten, z.B. das Parkpflegewerk Viktoriapark, Berlin-Kreuzberg (1989), das Parkpflegewerk Volkspark Treptow, Berlin-Treptow (1994) oder ein Fachgutachten zum Schloßpark Bellevue, bzw. ein Gutachten zum Lustgarten in Berlin, in dem eine Wiederherstellung aus denkmalpflegerischer Sicht bearbeitet wurde.

Alle genannten Gutachten hat das Ehepaar Wörner nicht nur durch vorzügliche Publikationen begleitet, sondern hat vor allem durch das hohe persönliche Engagement in den Erörterungsrunden vor Ort, aber auch in diversen politischen Gremien für die Durchsetzung der fachlichen Ziele mitgestritten.

Das großartige fachliche Engagement, aber auch der Einsatz des Ehepaares Gustav und Rose Wörner für Kunst und Kultur im weitesten Sinne, für Malerei und Bildhauerei, führten in der zweiten Lebenshälfte zu zahlreichen Auszeichnungen und Ehrungen, wie der im Dezember 1996 vom Senator für Stadtentwicklung und Umweltschutz von Berlin verliehenen Ferdinand-von-Quast Medaille. In der Verleihungsurkunde hieß es unter anderem:

„Mit Gutachten, Parkpflegewerken und exemplarischen Umsetzungen vor Ort legten sie die wissenschaftlich-konservatorischen Grundlagen für den denkmalgerechten Umgang etwa mit dem Großen Tiergarten (1993), dem Viktoriapark in Kreuzberg (1995), dem Volkspark Treptow (1994) oder zuletzt dem Schlosspark Bellevue (1992-1993).
Die Auszeichnung gilt einem dem historischen Grün und der Gartendenkmalpflege gewidmeten Lebenswerk wie auch beispielhaften und einzigartigen Leistungen für die Stadt Berlin.“

Für ihre großen Verdienste um die Garten- und Parkanlagen, wozu nicht zuletzt die Parkpflegewerke für den Schlosspark an der Burg Stolzenfels bei Koblenz (1989-1990), oder der Schlosspark Brühl (1986-1988) bei Bonn, wie auch der Schlosspark in Düsseldorf-Benrath, oder die Außenanlagen auf der Johanniterkommende auf Schloss Burg gehören, erhielt Rose Wörner u.a. den „Rheinlandtaler“ des Landschaftsverbandes Rheinland, sie war Mitglied des Rheinischen Vereines für Denkmalpflege und Heimatschutz sowie Ehrenmitglied des Freundeskreises Museum Kunsthaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V.

Schon seit 1977 hatte im übrigen das Ehepaar Wörner die Museumsarbeit in Kleve aufmerksam verfolgt und unterstützt. Mit einem Erbvertrag vermachte schließlich im Jahr 2012 Rose Wörner gemeinsam die mit ihrem Ehemann Gustav aufgebaute Kunstsammlung mit Schätzen vom Mittelalter bis zur Gegenwart dem Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve. Als „Sammlung Rose und Gustav Wörner“ wird ihr Vermächtnis die Erinnerung an ihr großartiges mäzenatisches Handeln lebendig halten.

Das wunderbare jahrzehntelange Engagement für die Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst –und Landschaftskultur e.V. (DGGL) und hier vor allem die beispielgebende exzellente Mitarbeit im namenhaften Arbeitskreis (AK) Historische Gärten der DGGL veranlasste schließlich den Präsidenten der Gesellschaft, Frau Wörner „für die große Unterstützung der Ziele Gartenkunst und Landschaftskultur „am 7. September 2005 die Ehrenmitgliedschaft der DGGL zu verleihen.“

Es hat sich also im Januar dieses Jahres ein Leben vollendet, das nicht nur ganz im Zeichen des Gartens und der Gartenkunst stand, sondern auch der Bildenden Kunst insgesamt.
Rose Wörner war darüber hinaus eine Kollegin von hohen charakterlichen Qualitäten, der es immer ein Anliegen war ihr hohes Wissen an jüngere Kollegen weiter zu geben und die bis zuletzt ihren Lebenszielen treu blieb. Das, was Goethe einmal anerkennend sagte: „ich möchte wohl mit einem solchen Menschen das Feld durchwandern“, gilt uneingeschränkt für Rose-Marie Wörner.

Dr. Ing. Klaus-Henning von Krosigk
Berlin, im April 2015, Past-Präsident der DGGL