Zum Einlesen das Vorwort: Wasser hat mit seiner Bedeutung für unser Leben und für unsere Kultur eine große Faszination – eine scheinbar magische...
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Der Redaktionsbeirat des Jahrbuches vlnr: Bettina Oppermann, Eva Henze (Kuratorin), Bernd Modrow, Sibylle Centrgraf, Karin Glockmann, Oliver Hoch, Kaspar Klaffke, Klaus von Krosigk und Friedhelm Blume
Zum Einlesen das Vorwort: Wasser hat mit seiner Bedeutung für unser Leben und für unsere Kultur eine große Faszination – eine scheinbar magische Anziehungskraft. So wundert es nicht, dass nicht nur unsere großen Städte oft an Flüssen oder am Meer zu finden sind, sondern Wasser auch als Gestaltungselement in der Gartenkunst eine zentrale Rolle spielt. Brunnen und Wasserbecken finden wir in Abbildungen von frühen Gärten Ägyptens sowie in römischen Gärten. Diese Entwicklung setzt sich in den Gärten der Renaissance sowie in den Barockgärten fort. Die Gestaltungsformen reichen von Wasserbecken, Spiegelweiher, Fontänen und Kaskaden bis hin zu den aufwendigsten Wasserspielen. In den englischen Landschaftsgärten des 18. und 19. Jahrhunderts wurden ganze Landschaften mit angelegten oder umgestalteten Teichen und Seen geschaffen. Auch hielt die Technisierung Einzug in die Gärten. Große aufwendig gestaltete Dampfmaschinenhäuser wurden z.B. Sanssousi und Babelsberg errichtet, um Flusswasser in höher gelegene Gartenbereiche zu pumpen und um es dort für aufwendige Wasserinszenierungen und zur Bewässerung zu nutzen. Der Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel wurde nicht zuletzt wegen seiner einzigartigen Wasserspiele zum Weltkulturerbe erklärt. Auch in unseren städtischen Parkanlagen des 20. Jahrhunderts gewann Wasser zunächst als Schmuckelement schnell an Bedeutung. Anlagen wie der seinerzeit sicher spektakuläre Wasserfall im Viktoriapark in Berlin Kreuzberg erinnern daran. Später kamen in den Volksparks bürgernahe Nutzungen wie Wasserspielplätze hinzu.
In den letzten Jahrzehnten spielt das Thema Wasser in der Stadtplanung eine zunehmend wichtige und übergeordnete Rolle. Der in Dortmund auf einem ehemaligen Stahlwerkgelände geschaffene Phoenix-See ist eines der erfolgreichsten städtebaulichen Projekte im Hinblick auf die Umnutzung aller Industrieflächen. Basierend darauf dass viele unserer Städte an Flüssen entstanden und gewachsen sind, entwickeln derzeit viele Städte Konzepte und Maßnahmen, die den Zugang zum Wasser neu definieren. Über kaum ein städtebauliches Projekt in Deutschland wurde in den letzten 10 Jahren mehr berichtet als über die Hafencity in Hamburg. Entwicklungen wie diese sind in ganz Europa zu finden. Lyon hat eine umfassende Umgestaltung seiner Flussufer vorgenommen und damit der zweitgrößten französischen Stadt erfolgreich ein neues Image gegeben. Für Entwicklung des Uferparks „Berges du Rhône“ erhielt Lyon 2012 den europäischen Gartenpreis für die innovativste Neuanlage.
Wir alle kennen die vielschichtigen Thematiken des Klimawandels und des Hochwasserschutzes, bei denen Wasser stets eine zentrale Rolle einnimmt. Es ist sicher, dass die Ressource Wasser in Zukunft erheblich an Bedeutung gewinnen wird. Dieses wird sich im Umgang mit Wasser in der Landschaft, in unseren Städten und in unseren Gärten wiederspiegeln. Das Konzept der Bundesgartenschau 2015 an fünf Standorten entlang eines Flusses ist somit innovativ und aktuell. Von Brandenburg bis Havelberg wird Gartenkunst und Landschaftskultur am Fluss und „im Fluss“ sein.
Vor diesem Hintergrund passt es gut, dass sich das Jahrbuch der DGGL ausführlich dem Thema Wasser widmet. Mit vielen fachlichen Beiträgen zu unterschiedlichen Schwerpunkten wird das Thema Wasser facettenreich beleuchtet. Schließlich ist es unser Ziel, mit den Jahrbüchern der DGGL auf aktuelle Themen einzugehen. Mit dem Titel „im Fluss“ ist dieses besonders gut gelungen, denn „im Fluss“ bedeutet auch Entwicklung.
Auch die DGGL beschäftigt sich aktuell mit neuen Entwicklungen – ist sozusagen „im Fluss“. Ausgehend von einer Zukunftswerkstatt im Herbst 2014 wollen wir die DGGL in 2015 mit einem neuen Leitbild in die Zukunft führen. Grundlage ist die über 125- jährige Traditionen unseres Verbandes. Die DGGL arbeitet als unabhängiger bundesweiter Verband, der unter anderem über seine Arbeitsgruppen ein großes Netzwerk für Fachleute bietet und zudem über die Landesverbände eine flächendeckende, regionale Verankerung mit bürgerschaftlichem Engagement mitbringt. Im Sinne des zunehmenden Interesses an gartenkulturellen Themen möchte die DGGL als unabhängiger Verband in Zukunft noch stärker ein Dach sowohl für berufsständige Experten, als auch für die große Anzahl an gartenbegeisterten Menschen in unserem Lande sein. Dieses ist die Grundlage mit der sich die DGGL auch zukünftig mit Gewicht in gesellschaftliche Diskussionen zur Gartenkunst, zum Umgang mit Grün in der Stadt und zur Landschaftskultur einbringen wird.
Das Jahrbuch ist in diesem Zusammenhang für die DGGL zu einem sehr wichtigen Instrument geworden. Deshalb gilt mein aufrichtiger Dank den vielen Personen, die sich ehrenamtlich für das Gelingen des Jahrbuchs 2015 eingesetzt haben. Dieses schließt vor allem die Autoren ein, die hochqualifizierte und sehr gut aufeinander abgestimmte Inhalte geliefert haben. Nicht zuletzt darf ich mich im Namen der gesamten DGGL bei den Institutionen, Unternehmen und Personen bedanken, die unser Jahrbuch finanziell unterstützt haben.

Jens Spanjer
Präsident der DGGL