Die Trias der Jubiläumstagungen zum 125jährigen Bestehen der DGGL endete mit einem Symposium in Dresden vom 5. bis 7. Oktober 2012. Neben eindrücklichen
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Fachtagung Kulturschutz – Naturschutz, 5.10.2012, Palais im Großen Garten, Dresden
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Dr. Peter Fibich, 1. Vorsitzender des DGGL-LV Sachsen, auf der Fachtagung im Palais im Großen Garten, 5.10.2012
Die Trias der Jubiläumstagungen zum 125jährigen Bestehen der DGGL endete mit einem Symposium in Dresden vom 5. bis 7. Oktober 2012. Neben eindrücklichen Exkursionen nach Pillnitz, ins Seifersdorfer Tal und zu den Gärten der drei Elbschlösser, traten am Vortragstag gemäß dem das Jahr übergreifenden Rahmenthema  Vertreter von „Kulturschutz und Naturschutz in Dialog“. Mehrere Referenten, die dazu bereits im aktuellen Jahrbuch der DGGL Texte veröffentlicht  haben, konnten ihre Schwerpunkte  vertiefend erörtern. 
Dr. Alfred Herberg vom Bundesamt für Naturschutz  (BfN) verwies auf die lange Geschichte einer „Naturdenkmalpflege“, die erst unter den Nationalsozialisten in die Bereiche Kulturgüter- und Naturschutz gegliedert wurde. Anhand des Begriffes der Kulturlandschaft, die in ihren Dimensionen noch nicht ausreichend erkannt wird, machte er aber deutlich: „Wir betrachten Naturschutz als Kulturaufgabe.“ Die Sicht des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland) stellte dessen Vorsitzender, Dr. Hubert Weiger, vor, dem es ein Anliegen war, Naturschutz und Denkmalpflege noch stärker aufeinander zu beziehen. Er lud zur Zusammenarbeit speziell in Sachfragen wie dem Welterbe, der Initiative „Grünes Band“ oder der Verkehrssicherung ein. Die von ihm geforderte umfassendere Information der Bevölkerung wurde im Auditorium dankbar aufgegriffen, gilt es doch auch die Basis der Naturschutzverbände stärker für entsprechende kulturhistorische Perspektiven zu öffnen. Hier hilft es vielleicht in Zukunft, Strategien und Informationsprogramme gemeinsam zu entwickeln.
Ein überaus gelungenes Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen Naturschutz und Denkmalschutz präsentierte die 'Garten-Referentin' vom sächsischen Landesamt für Denkmalpflege, Henrike Schwarz: Die beinahe 300jährigen und nunmehr abgängigen Lindenalleen des Landesgestüts Graditz standen zur Disposition. Auf Basis mehrerer Gutachten entstand nach jahrelangen Bemühungen ein qualitätsvolles, vorbildliches  Erhaltungskonzept. Auf die Bedeutung der Forschung als Grundlage für die Planung machte Dr. Werner Konold, Universität Freiburg und Sprecher des Deutschen Rats für Landespflege, mit seinem Vortrag über die kulturelle Dimension von Fließgewässern aufmerksam. Der von ihm eröffnete Horizont zeigte, dass Wissenschaft keine Eintagsfliege ist, sondern von kontinuierlichem Lernen und Auseinandersetzung geformt wird.
Zu den Ursprüngen der DGGL führte der Leiter der Gartenabteilung der Sächsischen Schlösser und Gärten, Roland Puppe. Durch einen Zufallsfund in den Akten der "Dresdner Flora" konnte er die Umstände, die im Jahr 1887 zur Vorläufergesellschaft, dem Verein deutscher Gartenkünstler (VdG)   führten, recht genau rekonstruieren. Im Rahmen der Gartenbauausstellung in Dresden und am Rande einer Tagung von Koniferenfachleuten wurde demnach die Gründung anvisiert und schließlich trotz Animositäten und Konkurrenzen (z.B. zwischen Sachsen und Preußen) auch durchgesetzt. Die nachfolgenden 125 Jahre der DGGL-Geschichte nahm Dr. Joachim Wolschke-Bulmahn von der Universität Hannover in den Blick: Er zeigte, wie sich die zunächst bürgerlichen Ziele in gesamtgesellschaftliche wandelten. In der Nazizeit fanden anstatt fachlicher vermehrt politische Auseinandersetzungen statt, was zu einem Qualitätsverlust und dem sehr schwierigen Neustart nach 1949 führte. Da die DDR diesen Neubeginn nicht ermöglichte, beleuchtete der Gartenhistoriker und Landschaftsarchitekt Dr. Peter Fibich die gartendenkmalpflegerischen Bestrebungen, die vom Kulturbund,  aber auch vielen Laien im Osten Deutschlands getragen wurden. Die Parkaktive, so zeigt er, waren Keimzellen der Gartendenkmalpflege in der DDR; besonders bemerkenswert ist, dass sich dieses – modern ausgedrückt - bürgerschaftliche Engagement (z.B. im Seifersdorfer Tal seit 1979) bis heute erhalten hat.
Dr. Michael Rohde, Gartendirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, stellte am Ende noch Pflegebeispiele aus den Parkanlagen in Berlin und Potsdam vor und fragte zu Recht: "Ist das nicht auch Naturschutz?" Womit er im Umkehrschluss einem naturschützerischen Paradigma folgt, das „Machen statt Lassen“ heißen könnte. Und dazu forderte die Tagung im reichen Maße auf.   
Nähere Informationen unter www.DGGL.org oder im Jahrbuch der DGGL: "Gartenkunst und Landschaftskultur,  125 Jahre DGGL – eine Standortbestimmung", zu beziehen in der Bundesgeschäftsstelle, Wartburgstr. 42, 10823 Berlin oder unter  Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
(19,95 € zzgl. Versandkosten, 39 Textbeiträge, 264 Seiten und 144 Abbildungen, diverse Übersichten und Register).  
Dr. Marcus Köhler, Fachhochschule Neubrandenburg
8. Oktober 2012