DGGL Bundesverband
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Nach eher technokratischen Konzepten von „Natur“ im Stadtraum in den letzten Jahrzehnten verlangen Urbanisierung und Klimakrise heute danach, die Implementierung von natürlichen Prozessen in urbane Gefüge systematisch (neu) zu denken und zu implementieren.

Der Ressource Natur wird längst ein Eigenwert als Lebensraum für Pflanzen und Tiere zugemessen und ihre Daseinsberechtigung nicht länger allein von menschlichen Nutzbarkeitserwartungen abhängig gemacht. Nach der antiken Formel natura artis magistra wird diese auf neuen Weise wieder Vorbild für die Lösung der drängendsten Zivilisationsprobleme. Planer*innen beginnen in Kreisläufen zu denken und ressourcenschonend zu agieren. „Nature-based-solutions“ heißt das Stichwort der Stunde, wenn es darum geht, die Stadt als Organismus zu verstehen und zu planen. Die Beispiele reichen von der effizienten Niederschlags-Rückgewinnung bis zur dezentralen lokalen Energieversorgung. Wir können versuchen, negative Effekte wie Überhitzung und Überschwemmungen zu mindern, indem wir nach einer optimalen Dichte der Besiedelung suchen. Natürlich Prozesse wie Verdunstungskühlung lässt sich ingenieurtechnisch adaptieren. Die Dynamik des Pflanzenwachstums kann sowohl für den Anbau von Gemüse als auch für die Schönheit der Gärten und den Reichtum der Naturschutzgebiete zielgerichtet eingesetzt werden. Alle funktionierenden „nature-based-solutions“ basieren darauf, die Prinzipien des Lebens zu nutzen und nicht gegen sie zu arbeiten.

Auf eine entsprechende Tradition zurückblickend, kommt Gartenkunst bzw. Landschaftsarchitektur für die Idee von „Stadt als Natur“ einmal mehr die komplexe Rolle einer Mittlerin zwischen Natur und Kultur zu.

Mit diesen Themen beschäftigt sich das traditionell zum Jahresthema gehörende Themenbuch der DGGL, das im Frühsommer 2022 erscheint. Es geht um alte und neue Herangehensweisen, die Natur zu nutzen und Lebensqualität für Menschen zu gestalten. Es geht um die Kunst der Gärten, uralte Fragen des richtigen Standorts für spezielle Nutzungen, um mehr Raum für Pflanzen und Wasser in der Stadt und um Kontroversen, welche Hightech-Problemlösungen zukunftsfähig sind und welche nicht.